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Lohnlücke in Sachsen

Armutsfalle für Frauen

Gleiche oder gleichwertige Arbeit muss Frauen und Männern gleich vergütet werden. Obgleich das Gebot der Entgeltgleichheit europarechtlich und verfassungsrechtlich seit mehreren Jahrzehnten garantiert ist, besteht die geschlechtsspezifische Entgeltlücke durchgängig fort – der sogenannte Gender Pay Gap. Auch wenn sich dieser in Deutschland seit Jahren verringert hat, erhielten Frauen in Deutschland im Jahr 2023 immer noch durchschnittlich brutto 18 Prozent weniger Stundenlohn als ihre männlichen Kollegen. Der Verdienstunterschied zwischen Frauen und Männern setzt sich im Alter fort – Frauen erhalten weniger Rente als Männer und können so in eine Armutsfalle geraten.

Wie aber ist die Situation für Frauen im Freistaat Sachsen? Die Differenz des durchschnittlichen Bruttostundenverdienstes, die sogenannte unbereinigte Lohnlücke, betrug im Freistaat Sachsen im Jahr 2021 immer noch 9 Prozent - zum Nachteil der Frauen. 

Dass Frauen in Sachsen mehr verdienen müssten, ergibt sich aus der Berechnung der sogenannten bereinigten Lohnlücke, also dem Verdienstabstand von Männern und Frauen mit vergleichbaren Qualifikationen, Tätigkeiten und Erwerbsbiografien. Die fällt für gewöhnlich niedriger aus. In Sachsen lag der bereinigte Gender Pay Gap im Jahr 2022 jedoch bei 11 Prozent gegenüber dem unbereinigten Gender Pay Gap von 7,3 Prozent.

Die Differenz für Sachsen zeigt, dass Frauen bezüglich wichtiger lohnbestimmender Faktoren besser ausgestattet sind als Männer. Dies gilt insbesondere für den ausgeübten Beruf und die Qualifikation. Sie müssten damit sogar ein höheres Entgelt als Männer erhalten. Das Ergebnis spricht einer Studie des Institutes für Arbeitsmarkt und Berufsforschung (IAB) zufolge für das Vorhandensein institutioneller und kultureller Rahmenbedingungen, die zu einer Benachteiligung von Frauen auf den Arbeitsmarkt und zu geringeren Löhnen führen.

Ursachen für den Gender Pay Gap

Gleicher Job, aber anderes Gehalt? Die Ursachen dafür sind vielfältig und eng miteinander verwoben. Für den Lohnunterschied bei Vollzeitbeschäftigten benennt die Studie des Institutes für Arbeitsmarkt und Berufsforschung (IAB) zu geschlechtsspezifischen Lohnunterschieden im Freistaat Sachsen als zentrale Punkte die geschlechtsspezifische (Studien- und) Berufswahl und die geschlechtsspezifische Sozialisation.

Demnach sind Frauen in Sachsen im gesundheitlichen und sozialen Bereich überrepräsentiert, während ein höherer Anteil an Männern in technischen und verarbeitenden Berufen tätig ist. Frauen wählen überdies häufiger Berufe, die eine bessere Vereinbarkeit von Berufstätigkeit mit Familien- und Pflegeaufgaben ermöglichen und arbeiten häufiger in Teilzeit. Dahinter stehen unter anderem tief verwurzelte unbewusste Normen und Werte sowie fehlende Vorbilder.

Neben den geschlechtsspezifischen Unterschieden bei der Besetzung von Führungspositionen existieren zudem Lohnunterschiede im Qualifikationsniveau: Mit zunehmender Qualifikation steigt auch in Sachsen der Gender Pay Gap. Zudem beeinflusst die Betriebsgröße den Gender Pay Gap. So finden sich die höchsten unbereinigten Lohnlücken in Kleinstbetrieben mit 1 bis 10 Beschäftigten und in Großbetrieben mit mehr als 250 Beschäftigten. Gründe dafür sind beispielsweise in Kleinstbetrieben das Fehlen innerbetrieblicher Arbeitnehmerstrukturen wie Betriebsräte, die Lohnnachteile von Frauen reduzieren könnten.

Auch die Berufswahl spielt mit hinein: In Großbetrieben ist der Anteil der typischen Frauenberufe größer, die zudem vergleichsweise niedrig entlohnt werden. Schließlich hat die Siedlungsstruktur Auswirkungen. Demzufolge sind sowohl das Lohnniveau als auch der Gender Pay Gap in Städten höher als in ländlichen Regionen.

Im Öffentlichen Dienst kann der Gender Pay Gap als durchaus geringer eingeschätzt werden als in der Privatwirtschaft. 2016 lag er nach Angaben des Statistischen Bundesamtes bei 9 Prozent. Der geringe Vorsprung ist durch die Verteilung von Leitungsaufgaben im öffentlichen Dienst zu erklären, welche eher von Männern ausgeübt werden. Frauen sind auch in Sachsen seltener in Führungspositionen vertreten als Männer. Zu vermuten ist auch, dass der geringere Gender Pay Gap mit der Tarifbindung des öffentlichen Dienstes zusammenhängt. 

Lösungsansätze

Die IAB-Studie gibt folgende Handlungsempfehlungen ab, um die Lohnlücke zu schließen:

  • Gender Pay Gap in den Köpfen angehen: Geschlechtsstereotype und Rollenbilder hinterfragen – Vorbilder für Frauen und Männer sind wichtig!
  • Diese Vorbilder sollten angemessen publik gemacht werden, damit sie von jungen Frauen und Männern auch positiv wahrgenommen werden können.
  • Betriebliche Such- und Auswahlprozesse bei Personalfragen sollten gleichwertige Chancen für Frauen und Männer bieten.
  • Mentoringprogramme und Sponsoren können Frauen bei ihrer Karriere unterstützen.
  • Vereinbarkeit nicht nur von Mutterschaft, sondern auch von Vaterschaft und Familie fördern.
  • Nutzung der Chancen von Homeoffice für die bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie.
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